Die Restaurierung der Taufkapelle

Die Taufkapelle der Stiftskirche war vermutlich ursprünglich der Kapitel- oder Konventssaal des Klosters der Augustinerchorherren.

Zusammen mit dem darüberliegenden Raum im Obergeschoss ist er der einzige erhaltene Teil einer älteren, ersten Kirche, die dem im Jahre 1333 geweihten Neubau der heutigen Kirche weichen musste.

Der Raum ist geprägt von vier niedrigen Kreuzgewölben über einer runden Mittelstütze. Zwei Fenster in der Ostwand, eines zweiteilig und eines dreiteilig, spenden Tageslicht für den Raum. Sie haben noch das ursprüngliche, einfache Maßwerk aus Steinplatten.

Bei der Restaurierung der Taufkapelle im Jahr 1897 wurden vier Wandmalereien an den Seitenwänden freigelegt.

Im ersten Bogenfeld, betrachtet vom Eingang aus, wird die mystische Vermählung der heiligen Katharina mit dem Jesuskind dargestellt. Katharina war laut Legende eine zypriotische Königstochter und Lehrerin an der Universität von Alexandria. Zu ihrer Rechten kniet der Stifter der Wandmalereien, wahrscheinlich der Prior der Augustinerchorherren Herbord oder ein anderes Mitglied dieser Adelsfamilie. Im zweiten Bogenfeld folgt die Darstellung der Auferstehung Christi, im dritten, an der Nordwand links, die heilige Dreifaltigkeit und im östlichen Bogenfeld Christus als Schmerzensmann.

Die Wandmalereien wurden 1962, eventuell 1976 und 1981/82 erneut restauriert, wobei die heutige Betrachtung zeigt, dass dies nicht fachgerecht geschah.

Ende des Jahres 2017 erhielt Frau Diplom-Restauratorin Uta Riecke den Auftrag, ein Konservierungs- und Restaurierungskonzept für die Wandmalereien zu entwickeln und eine Notsicherung der vom Absturz bedrohten Putzbereiche vorzunehmen. Die Kosten für die Maßnahme wurden zur Hälfte vom Kirchbauverein finanziert. Dabei stellte sich während der Durchführung heraus, dass etwa 40 Prozent der originalen mittelalterlichen Malschicht erhalten geblieben sind.

Die Sanierung des Raumes erfolgte nach einem Gesamtkonzept, das im Januar 2021 in die Praxis umgesetzt und Ende Oktober 2023 erfolgreich abgeschlossen wurde. Dabei wurden die Maßwerkfenster instandgesetzt und eine neue Beleuchtung angebracht. Besonders aufwändig waren die Arbeiten an den Wandmalereien, die von Frau Diplom-Restauratorin Riecke durchgeführt und in verschiedenen Phasen dokumentiert wurden.

Die Fotos 1 bis 3 zeigen den Prozess der Entfernung des vergrauten Kunstharzüberzuges. Auf Foto 4 sind die Schäden am Putz und abblätternde Malschichten vor und nach der Konservierung zu sehen. Außerdem werden die restauratorischen Maßnahmen am Gewölbe (Fotos 5-6) und an der Ostwand (Foto 7) sowie die Retusche von Fehlstellen in der Malschicht (Foto 8) veranschaulicht.

Finanziert wurde die Maßnahme, für die insgesamt rund 150 000 Euro aufgewendet wurden, ausschließlich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Fundraising. Bei allen, die dazu beigetragen haben, den ältesten historischen Raum Landaus für zukünftige Generationen zu erhalten, möchte ich mich im Namen der Vorstandschaft ganz herzlich bedanken.

Stefan Rinck, Vorsitzender